Schon vor Jahren ergab eine Untersuchung durch das Müttergenesungswerk, dass "die Zahl der Mütter mit Erschöpfungssyndrom bis hin zum Burn-out in den letzten 10 Jahren um 37 Prozentpunkte gestiegen sei. Schätzungen gehen davon aus, dass jede fünfte Mutter betroffen ist."
Rund jede fünfte Mutter zeigt deutliche Erschöpfungssymptome bis hin zum Burnout. Mütter leiden zudem häufiger an psychischen Erkrankungen wie Angststörungen und Depressionen. Oftmals induziert durch eine stresshafte Dauerbelastung. Stress ist einer der Faktoren, die besonders stark an der Entstehung psychischer Erkrankungen ursächlich sind.
Unsere Zeit verlangt viel von uns: Schnell soll man sein, effizient, dazu freundlich, gut aussehend, erfolgreich und belastbar. Diese Belastbarkeit ist dann auch zugleich das Barometer der eignen Leistungsfähigkeit: Wann genau soll jemand eigentlich damit aufhören, sich zu belasten? Doch wohl erst, wenn er die Auswirkungen der eigenen Anstrengungen spürt, oder nicht?
Erst wenn der Körper durch Rücken- oder Kopfschmerzen sowie Magen-Darm-Beschwerden und starke Müdigkeit auf den energetischen Missstand aufmerksam macht, dann darf man doch irgendwie mal kürzertreten, nicht wahr? Kaum jemand sagt: "Och, heute bin ich ein bisschen angespannt, ich lege die Beine hoch und meditiere danach noch ein wenig, damit es mir gut und keinesfalls schlechter geht."
Daher geraten so viele Menschen in die Erschöpfung: Sie leisten, bis es eben nicht mehr geht.
Wir steuern immer weiter auf unseren bekannten Wegen, bis die Signale der Psyche und des Körpers laut werden. Nur wenige von uns lernen schon als Kind, wie man gut für sich sorgt, anderen Menschen Grenzen aufzeigt und sich ein Lebensumfeld gestaltet, in dem das eigene Wohlbefinden einen festen Stellenwert innehat.
Durch die Mehrfachbelastung, die sich durch den "Mental Load" (Geistiges Arbeitspensum), den Haushalt, die Kinder und die Erwerbsarbeit ausdrückt, werden Mütter geradezu erdrückt von Aufgaben. Oftmals unterstützen sie zusätzlich noch die eigenen alternden Eltern oder aber auch die Schwiegereltern.
Sie spüren dabei gar nicht mehr ihre eigenen Bedürfnisse. Und genau das ist auch, was unsere Gesellschaft leider immer noch vermittelt: Das Bild der sich aufopfernden und zurückstellenden Mutter.
Einer Frau, die also immer zuerst anderen die bildhaften Sauerstoffmasken im Flugzeug aufsetzt und dann selber erst später atmen kann.
Sie ist im besten Falle somit ein Mensch, der nicht lernte, seinen eigenen Wert und sein Wohlbefinden auf eine Stufe mit dem der ihn umgebenden Menschen zu stellen. Gibt man das nicht auch vorbildhaft an die eigenen Kinder weiter? Den Stress, die Ängste, das Sich-Verausgaben?
Viele Kinder können auch gar nicht mehr entspannen, haben kaum Zeit für die Langeweile, aus der bekanntlich die Kreativität erwächst. Sie sind gehetzt unter (Leistung-)druck und probieren sich immer weniger aus - der Bewegungsradius eines Kindes hat sich seit den 1980er-Jahren um 80% verringert. Sie haben Terminkalender und viel zu tun. Auch wenn dies während der Corona-Pandemie zum Teil ganz zum Erliegen kam: Auch Kinder haben viel zu tun. Sie sollen bereits in der Grundschule schon leistungsstark sein und den Eltern dadurch bestimmte Ängste nehmen, sie bewegen sich immer weniger - obwohl genau das für psychischen Ausgleich bei kleinen Menschen sorgt. Und sie ziehen kaum noch in kleinen Grüppchen durch die Gegend und entdecken die Welt.
Wo kann eine Veränderung einsetzen?
Zum Beispiel dort, wo wir die eigenen Ideen davon, was wir zu tun und wie wir zu sein haben, einmal gründlich hinterfragen.
Und was ist mit unseren Ängsten? Befürchten wir zum Beispiel Ablehnung, wenn wir 'Nein' sagen?
Und auch dann, wenn wir uns selbst wieder in die Mittelpunkt des eigenen Lebens rücken.
Inne zu halten und in sich hinein zu spüren ist ein guter Anfang.
Und: "Was brauche ich gerade?" ist eine viel zu selten gestellte Frage.
Nur wer selbst genug Sauerstoff hat, kann anderen beim Atmen helfen.
Übrigens:
Wer Gleichgesinnte zum Austausch sucht und zudem Übungen zur Entspannung sowie Anregung für ein Leben mit mehr Balance sucht, wird sich in meiner Gesprächsgruppe für Mütter gut aufgehoben fühlen ;-)